Wenn man Fernweh hat und dadurch viel auf Reisen geht, kommt man manchmal selber darüber ins Grübeln, was der Begriff Heimat eigentlich für einen bedeutet. Wo ist meine Heimat? Warum habe ich ständig das verlangen, meine Heimat zu verlassen? Was genau bedeutet Heimat eigentlich für mich?

Was bedeutet Heimat?

Nach genau dieser Antwort zur letzten Frage sucht auch Wiktoria in ihrer Blogparade “Heimat”. Sie möchte gerne wissen, wie andere diesen Begriff definieren. Die Gelegenheit sich damit einmal genauer auseinanderzusetzen, ergreife ich gerne…

Heimat ist ein Gefühl

Heimat ist für mich kein bestimmter Ort…

Während der 27 Jahre, die ich nun schon auf diesem Planeten lebe, habe ich schon an einigen verschiedenen Orten gelebt. Geboren und aufgewachsen bin ich Blankenburg, einer hübschen Stadt am Rande des Harzes. Dort bin ich in den Kindergarten und in die Schule gegangen. Zudem wohnt dort ein Großteil meiner Familie. An diesem Ort liegen also definitiv meine Wurzeln.

Meine Heimat

Das Kleine Schloss mit Barockgarten in Blankenburg.

Zudem verbinde ich mit Blankenburg ganz besondere Kindheitserinnerungen. So zum Beispiel den Braunschweiger Löwen, der im Barockgarten steht und auf dem schon jedes Blankenburger Kind saß und davon sicherlich auch ein Foto hat. Die Sandhutsche mit ihren gruseligen Höhlen, zu der wir als Kinder immer Wanderungen hin unternommen haben. Erst letztens haben wir dorthin einen Spaziergang mit der ganzen Familie gemacht. Jetzt, wo wir alle erwachsen sind, erscheinen die Höhlen auch nicht mehr ganz so gruselig. ^^

Meine Heimat

Die Sandsteinhöhlen, auch Sandhutsche genannt, in Blankenburg.

Auf geht’s in die USA

Direkt nach dem Abitur habe ich ein ganzes Jahr in den USA gelebt, genauer gesagt in San Ramon, einem Vorort von San Francisco in der Bay Area. Ich habe dort als Au pair gearbeitet und bei einer Gastfamilie gewohnt. Während dieses Jahres gab es Höhen und Tiefen, das ganz normale Leben also. Trotzdem habe ich mich dort sehr wohl gefühlt, ich habe mich Zuhause gefühlt.

Ich hatte mein eigenes Zimmer, das ich mehrmals im Jahr umdekoriert habe (ich bin vom Sternzeichen her Widder, wir brauchen die Abwechslung). Ich gehörte zur Familie dazu und lernte Großeltern, Cousinen, Onkel und Tanten sowie Neffen und Nichten kennen. Wir feierten gemeinsam Weihnachten, Thanksgiving (das wichtigste Familienfest in Amerika), Halloween, Geburtstage und auch den Universitätsabschluss meiner Gastmutter.

Auch Freunde hatte ich viele, mit denen ich einige verrückte Sachen unternommen habe. Somit habe ich auch in der Bay Area einige Wurzeln geschlagen und freue mich immer, wenn ich in diese meine zweite Heimat zurückkehren kann. Hatte ich während des Jahres eigentlich Heimweh? Nach meiner Familie schon, aber nicht wirklich nach dem Ort, in dem ich aufgewachsen bin.

Meine Heimat San Ramon

Blick über San Ramon – ein typisch amerikanischer Vorort.

Studium nach Magdeburg

Als mein Jahr in den USA vorüber war, lebte ich für kurze Zeit wieder daheim bei meiner Mutter. Komisch war das schon. Natürlich freute ich mich, meine Familie wiederzusehen, aber nun hatte ich im Gegenzug starkes Heimweh nach San Ramon, nach meiner Familie und meinen Freunden in Kalifornien. Die Freunde, die ich einmal in Blankenburg hatte, waren alle weggezogen, um ihre Ausbildung oder ihr Studium zu absolvieren und genau das stand mir als Nächstes ebenso bevor.

Ich zog nach Magdeburg, wo ich die nächsten 6 Jahre verbringen sollte. Ich studierte, Anglistische Kulturwissenschaften, ich arbeitete, meistens als Babysitter, und ich spielte (englisches) Theater. Wieder lernte ich tolle neue Leute kennen und baute viele Freundschaften auf. Nach 2 Jahren im Wohnheim hatte ich dann auch endlich meine erste eigene Wohnung. Ich fühlte mich richtig wohl in Magdeburg und betrachtete auch diese Stadt bald als eine neue Heimat. Doch als sich das Studium dem Ende zuneigte, zogen die meisten Freunde fort und Magdeburg fühlte sich für mich ein wenig leerer an. Einige blieben zum Glück noch da, so wie meine Nachbarin, die schon ihr ganzes Leben in Magdeburg wohnte.

Heimat Magdeburg

Blick zum Magdeburger Dom.

Der erste Vollzeitjob in Leipzig

Im Sommer 2014 zog ich schließlich wieder um, in eine neue Stadt, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Ich fand Arbeit in Leipzig, mit super Kollegen und natürlich auch wieder neue Freunde. Ganz besonders toll war für mich die Entdeckung, dass es in Leipzig einen Stammtisch für meine Lieblingsserie “Doctor Who” gab. Nun kannte ich endlich Leute in meiner unmittelbaren Umgebung, die ebensolche Serien-Geeks sind wie ich und mit denen man auch sonst super was unternehmen kann.

Meine neue Heimat Leipzig

Blick vom Völkerschlachtdenkmal über Leipzig.

Irgendwie fühle ich mich hier sogar richtig “angekommen“, durch den guten Anschluss, den ich hier gefunden habe und weil die Stadt einfach so viel zu bieten hat. Interessante Kultur und Geschichte, viele Events und eine faszinierende Architektur. Praktisch ist aber auch die klasse Anbindung an das Fernbus-Liniennetz, sodass ich von hier viele tolle Busreisen unternehmen kann. Und auch der Flughafen ist gleich um die Ecke, falls das Fernweh mal wieder richtig schlimm wird… 😉

Allerdings muss ich nun auch zwischen meinen “Heimaten” hin und her pendeln. Die Familie in Blankenburg besuchen und die zurückgelassenen Freunde in Magdeburg. Würde ich diese Städte häufiger bereisen, wenn diese Menschen nicht wären, wahrscheinlich nicht. Dann würde ich die Zeit wohl eher nutzen und meinem Fernweh nachgeben, um vermehrt in Städte und Regionen zu reisen, die ich noch nicht kenne.

Heimat ist ein Gefühl…

Also, wenn Heimat kein bestimmter Ort ist, was bedeutet dieser Begriff denn dann für mich. Heimat ist für mich ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit sowie der Zugehörigkeit zu einer Gemeinde. Ich fühle mich dort daheim, wo ich liebevolle Beziehungen zu Menschen habe und wo ich viele wundervolle Erinnerungen sammeln kann. Ein bestimmter Ort ist dazu also nicht notwendig. Ich fühle mich in der Welt Zuhause.

Jeder Ort, an dem ich bisher gelebt habe, ist für mich eine Art Heimat geworden. Dadurch habe ich praktisch Heimweh nach mehreren Orten, nicht nur einem. Falls ich mal wieder umziehen sollte, bin ich mir sicher eine neue und weitere Heimat zu finden, in der ich mich wohlfühle. Allerdings wird es dann langsam etwas schwierig mit dem Pendeln 😉

Was bedeutet Heimat denn für euch? Habt ihr euch darüber schon mal genauer Gedanken gemacht? Lasst es und doch in den Kommentaren wissen, wie ihr diesen Begriff definiert.