Überall lesen und hören und sehen wir es derzeit, keiner kommt mehr drumherum – Weihnachtsmärkte! Sie sind seit jeher Tradition in Deutschland und es gibt sie in allen Größen und Formen. Doch so langsam kristallisiert sich heraus, dass die kleineren Weihnachtsmärkte den ganz großen Exemplaren einiges voraus haben. 6 Gründe, warum wir nur noch kleine Weihnachtsmärkte besuchen.

Kleine Weihnachtsmärkte in der Region

Unser Reisespatz Oddy hat ja schon viel von der Welt gesehen. Auch in diesem Jahr hat er wieder zahlreiche Länder und umwerfende Reiseziele besucht. Jetzt in der Weihnachtszeit hat er sich jedoch entschieden, die feierlichen Tage in seiner Wahlheimat zu verbringen und mich gebeten, ihm einen typisch deutschen Weihnachtsmarkt zu zeigen. Da wir so nah bei Leipzig leben, war natürlich mein erster Gedanke, dass wir doch auf jeden Fall den Leipziger Weihnachtsmarkt besuchen sollten. Glühwein, Stände, Tannengrün – so weit das Auge reicht. Aber dann ist mir noch etwas eingefallen: Menschenmassen, überzogene Preise und mangelnde Weihnachtsstimmung.

“Kleine Weihnachtsmärkte meiner Kindheit…”

Bereits 2007 war ich nach Leipzig gezogen um zu studieren, selbstverständlich gehörte bereits im ersten Jahr der Leipziger Weihnachtsmarkt zum Pflichtprogramm. Natürlich hat er mir sehr gut gefallen, auch im zweiten Jahr und auch im dritten. Etwa im vierten und vor allem im fünften Jahr setzte ein gewisser Gewöhnungseffekt ein, es gab nichts mehr zu entdecken und als ich durch einen Studentenjob auch noch Teil des Weihnachtsmarktes wurde, entwickelte ich eine schleichende aber deutliche Aversion dagegen. (Ja, auch Weihnachtsengel haben Gefühle und möchten auf dem Weihnachtsmarkt respektiert werden. Nur weil man Flügel trägt, heißt das nicht, das jeder verdammte Wunsch erfüllt wird.)

Kleine Weihnachtsmärkte als Alternative

Kleine Weihnachtsmärkte in der Region sind eine echte Alternative

Egal, wir schweifen ab. Als Oddy mich nach einem Weihnachtsmarkt fragte, erinnerte ich mich wieder an die kleinen Weihnachtsmärkte meiner Kindheit. Ein Weihnachtsmarkt mit Kleinstadt- oder gar Dorfcharakter hat durchaus seine Vorzüge. Also habe ich Oddy in die Nähe meiner Heimat mitgenommen und wir haben den kleinen aber zauberhaften Weihnachtsmarkt von Blankensee besucht. Dabei konnten wir feststellen, dass dieses kleine Idyll sogar noch viel schöner ist, als jeder große Weihnachtsmarkt und zwar aus 6 folgenden Gründen:

6 Gründe, die für kleine Weihnachtsmärkte sprechen

Weihnachtsmarkt Blankensee

Weihnachtsmarkt Blankensee

1. Kein Gedrängel auf kleinen Weihnachtsmärkten

Der Weihnachtsmarkt von Blankensee öffnete seine Tore gegen 10 Uhr, perfekt für uns, da wir mit Kinderwagen, zwei Kleinkindern, einer Großmutter und dem quirligen Oddy unterwegs waren. Da es Mittagsschläfchenzeiten einzuhalten galt, konnten wir nicht erst so spät losziehen. Wir kamen bereits kurz nach 10 Uhr an, wir wussten aus den Jahren zuvor, dass es hier im Laufe des Tages noch recht voll werden würde. Doch jetzt ganz am Anfang hielt sich das Gedränge noch sehr in Grenzen. Niemand durfte verloren gehen, das war die wichtigste Aufgabe!

Kleine Weihnachtsmärkte

Viel Platz auf kleinen Weihnachtsmärkten

Auf großen Weihnachtsmärkten, wie wir sie aus den Großstädten kennen, ist immer viel los, egal zu welcher Tageszeit. Ganze Busladungen werden den ganzen Tag über in der Leipziger Innenstadt ausgeschüttet, die Touristenflut ist allgegenwärtig. Für die Geschäfte ist dies ein großer Segen. Nicht wenige machen jetzt ihren Hauptumsatz. Aber wer mit kleinen Kindern unterwegs ist oder auch in größeren Gruppen und sich nicht auskennt, der kann schnell den Überblick verlieren. Die Gefahr bestand hier nicht. Es gab genug Raum zum Atmen und ausreichend Bewegungsfreiheit – obwohl die Leute von weit herkamen, um diesen Weihnachtsmarkt zu erleben.

2. Kleine Weihnachtsmärkte bieten noch echtes Kunsthandwerk

Besonders gut haben uns die originellen Ideen an jeder Ecke gefallen. Hier gibt es noch richtiges Kunsthandwerk aus der Region zu bestaunen und es gab immer genug Platz, sich die filigrane Handarbeit aus nächster Nähe anzuschauen. Sogar ein kleiner Plausch mit den Leuten und Künstlern ist ohne Probleme möglich und so kann man vielen über die Arbeit lernen und erfahren.

Spinnrad Weihnachtsmarkt

Hmm, beim Spinnen könnt ich ewig zuschauen…

3. Moderate Preise auf kleinen Weihnachtsmärkten

Was haben das Oktoberfest in München und Weihnachtsmärkte von Dresden oder Frankfurt gemein? Richtig! Exorbitante Preise für Getränke und Speisen. Hier liegt einer der größten Pluspunkte was kleine Weihnachtsmärkte betrifft, die angenehme Preispolitik. Bei 1 € für einen Glühwein, 1,50 € für eine frische Waffel mit viel Puderzucker oder 2 € für eine große Schale mit köstlicher Champi-Pfanne kann man wirklich nicht meckern. Ganz im Gegenteil. Solche Preise laden dazu ein, auch am nächsten Wochenende noch einmal vorbeizuschauen. Selbst Familien mit vielen Kindern, die alle gerne einen Kinderpunsch und einen Crepe schnabulieren möchten, müssen nicht vorab einen Kleinkredit aufnehmen, um sich den Ausflug zum Weihnachtsmarkt leisten zu können.

Weihnachtsmarkt Waffeln

Da können es auch schon mal mehr werden 😉

4. Keine Wartezeiten auf kleinen Weihnachtsmärkten

Weihnachtsmärkte, auch die großen, bieten immer viele Möglichkeiten, selbst aktiv und kreativ zu werden. Allerdings ist das auf den großen Märkten in der Regel mit sehr langen Schlangen und Wartezeiten verbunden. Anders erging es uns hier. Wir hatten Lust, selber Kerzen zu ziehen. Den Docht für 60 Cent bekamen wir sofort und gleich im Anschluss konnte es losgehen. Selbst den ganz Kleinen hat die lustige Arbeit großen Spaß gemacht und immer war jemand da, der ein wenig geholfen hat, wenn die Kerze partout nicht dicker werden wollte.

Weihnachtsmarkt Kerzen ziehen

Kerzen ziehen auf dem Weihnachtsmarkt – eine entspannte Sache

Gerade zu Weihnachten macht es uns immer besonders viel Spaß, Dinge selbst zu machen. Deshalb hat es uns der lebendige Adventskalender von Markranstädt besonders angetan. Hier kann man seiner Adventskreativität wirklich freien Lauf lassen!

5. Auf kleinen Weihnachtsmärkten stehen Kinder im Vordergrund

Während wir gemütlich mit unserem Glühwein, den warmen Waffeln und einer Tüte in Honig gebackener Walnüsse über den Weihnachtsmarkt schlendern, erinnern wir uns zwei Jahre zurück. Mit aller Macht hatten wir versucht, uns unseren Weg mit dem Kinderwagen durch die Massen zu Bahnen. Die Stände waren dicht an dicht aufgebaut, die Menschen drängten sich daran vorbei, es gab kaum eine Möglichkeit, sich einen Stand mal etwas genauer anzuschauen. Für unsere Tochter war das ganze überhaupt kein Vergnügen.

Weihnachtsmarkt Kinder

Hier können Kinderaugen strahlen

Hier sieht das anders aus. Die Stände sind großzügig verteilt, es gibt genug Ecken für Kinder zum Entdecken, mal ganz abgesehen von dem großen Abenteuerspielplatz. Ein Highlight ist das Gewinnspiel für die Kinder. Für nur 50 Cent können sie sich versuchen, doch keine Sorge, jedes Los gewinnt und es warten viele bunte Überraschungspreise.

6. Kleine Weihnachtsmärkte gibt es überall

Wie sind wir nun darauf gekommen, ausgerechnet den Weihnachtsmarkt von Blankensee zu besuchen? Im Grunde war es mehr der Zufall als konkrete Planung. Wir hatten eben heute Zeit und Lust darauf. Ein Blick in die Zeitung genügte (für wen das zu oldschool ist, empfiehlt sich die Erfindung Internet, klappt auch), schon fanden wir eine ganze Reihe an verschiedenen Weihnachtsmärkten in der Nähe. Beinahe jede Stadt, oft sogar jedes Dorf, hat ihren eigenen Weihnachtsmarkt – auch bei dir in der Nähe!

Eine halbe Weltreise ist also nicht nötig, um in geselliger Runde einen Glühwein zu trinken.

Unser Fazit für kleine Weihnachtsmärkte:

Nachdem wir wieder in den eigenen vier Wänden angekommen sind, ziehen wir Bilanz. Es wurden vier Waffeln mit Puderzucker vernascht, zwei Mal Kinderpunsch genossen, zwischen 5 und 8 Glühweine verköstigt (so genau lässt sich das nicht mehr rekonstruieren), zwei selbstgebraute Schnäpperchen probiert, eine große Portion Champingions gefuttert, zwei Fladenbrote mit Schweinefleisch und Kraut gekostet, eine Kerze gezogen, zwei Hauptgewinne mit nach Hause genommen und eine Tüte  Honigwalnüsse probiert. Der Geldbeutel wurde trotz allem geschont, kein Kind ist verloren gegangen, auch Großmütterchen konnte sicher nach Hause gebracht werden und alle hatten einen entspannten und besinnlichen zweiten Advent.

Deshalb kann unser Urteil nicht anders ausfallen: kleinere Weihnachtsmärkte sind ganz groß und oftmals sogar die bessere Alternative gegenüber den bekannten Kassenschlagern in den Großstädten.

Da Oddy jedoch ein umfangreiches Bild unserer Kultur und unseres Landes gewinnen soll, empfehlen wir ihm dennoch, auch die großen Weihnachtsmärkte zu besuchen. Denn auch sie sind ein Teil von uns. Und der Gewöhnungseffekt setzt eh erst bei 4, 5, 6 Besuch ein 😉

Champipfanne

Oddys Favorit auf diesem Weihnachtsmarkt: die Champipfanne!

Wie seht ihr das? Große oder kleine Weihnachtsmärkte – wer macht das Rennen? Was für Weihnachtsmärkte gibt es in deiner Region?