Ich zähle die Wochen und weiß, dass es Monate sind. Eine Krise raubt uns allen die Kraft und ich halte mich an das Mantra, dass auch das vorbei geht. Bis dahin sollen Gelassenheit und Geduld unsere täglichen Begleiter sind. Das gelingt nicht immer. Aber eine Tasse Tee kann dabei helfen.
So aktuell wie nie…
Das hier ist ein Blog, ein Reiseblog, oder noch genauer: ein Fernweh-Blog. Das Thema der Sehnsucht oder des Verlangens, neue Welten zu entdecken ist also von Beginn an allgegenwärtig. In den letzten sechs Jahren haben wir euch fröhliche, bunte, manchmal laute, kulinarische, kreative und immer wieder auch ganz persönliche Tipps gegeben, wie man mit dem Gefühl des Fernwehs zurechtkommen kann.
Ich hätte niemals geahnt, wie stark dieses Thema einmal werden könnte. Die aktuelle Situation konnte keiner voraussehen. Doch heute plagen viele von uns noch ganz andere Sorgen. Von der Sehnsucht, endlich wieder frei nach draußen zu können, über die Belastung, neben der Arbeit kleine Kinder zu betreuen, bis hin zu ausgewachsenen Existenzängsten.
Von der Kunst, sich dreizuteilen
Auch uns trifft diese Pandemie. Wir sind Eltern von zwei bezaubernden Kindern. Homeoffice, Homeschooling und die Betreuung eines Kleinkindes zerren an unseren Nerven. Wir können stark sein und durchhalten. Doch irgendwann erkennt man vielleicht: besser als optimal, geht nicht. Ich kann mich nicht dreiteilen und der Tag hat keine 72 Stunden. Redakteurin, Lehrerin und Kindergärtnerin zur gleichen Zeit ist ein Kunststück, dass mir nicht gelingen will oder mir nun immer schwerer fällt. Von der Köchin und Haushälterin möchte ich schon gar nicht mehr reden. Die zwei haben längst das Handtuch geworfen.
Wie findet man innere Stärke?
Es ist ok und wahrscheinlich auch gesund, irgendwann die Notbremse zu ziehen. Eine Mutter, Angestellte und Frau, die irgendwann in einen Burnout oder noch schlimmer in Depressionen verfällt, kann niemandem mehr helfen. Ich habe für mich erkannt, dass es so nicht weitergeht und muss nun meinen Weg zurück zur inneren Stärke finden.
Tue das, was dir gut tut. Gönne dir Pausen. Finde Wege, bei denen Körper und Geist im Einklang sein können. Diese Ratschläge und Weisheiten sind so aktuell wie nie – vor allem für Familien. Doch gerade Eltern, die an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen, finden nicht einmal die Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wann sie eine Pause einlegen könnten oder was ihnen gerade gut tun würde.
Viele Menschen finden ihren Ausgleich im Sport. Ich gehöre nicht dazu. Es wundert mich fast, dass ich so lange gebraucht habe, um wieder zu erkennen, was es mir ermöglicht, meinen Gefühlen ein Ventil zu bieten. Es ist das Schreiben. In Notizbüchern, für neue Buchprojekte und natürlich auch hier im Blog. Welches Medium wäre besser geeignet?
Und so nehme ich mir jetzt vor, mir die Zeit zu nehmen und hier zu schreiben. Was sind meine Wege und Strategien, um mit Stress und Überbelastung klar zu kommen? Wie finde ich zu mehr Gelassenheit und innerer Ruhe? Was bedeutet Resilienz und wie integriere ich Achtsamkeit in meinen Alltag? Als aller erstes soll eine gute Tasse Tee herhalten.
Tee trinken – und zwar ganz bewusst
Abwarten und Tee trinken, heißt es immer. Ich hasse diesen Spruch. Er verweist auf Geduld und die habe ich nicht. Doch die brauchen wir jetzt. Geduld. Die Probleme werden sich nicht lösen, wenn ich voller Wut im Dreieck springe. Ich kann mich nicht andauernd über etwas ärgern, was ich nicht ändern kann. Also atme ich tief ein und trinke Tee.
Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Methode der Resilienz – also der Abwehrkräfte der Seele. Vielleicht hilft es auch dir:
Ich nehme mir etwa 20 Minuten, die nur für mich sind, z.B., wenn der Papa mit unseren zwei Wunderkindern einkaufen geht. Jetzt bleibt der Wäscheberg liegen, denn jetzt ist ein Moment der Ruhe. Ich wische noch einmal den Esstisch ab und stelle eine kleine Teekanne, eine Tasse, einen Löffel, ein Glas Honig, die Teezutaten und heißes Wasser bereit.
Es ist ruhig. Kein Smartphone, keine Musik, kein Netflix. Nur ich und der Tee. Ich begehe jeden Schritt ganz bewusst und zelebriere meine Teepause. Ich fülle alle Zutaten in die Teekanne, man kann auch ein Tee-Ei verwenden, nur bitte keinen schnöden Teebeutel. Du verdienst mehr! Ich gieße das heiße Wasser in die Kanne und lasse alles ziehen. Ich rieche die Aromen, fühle die Wärme, die von der Kanne abgestrahlt wird und bin ganz in diesem Moment. Als großes Finale gebe ich noch einen Löffel Honig, den wir von der letzten Reise mitgebracht haben, in die Tasse und gieße dann den Tee hinein.
Ich trinke in kleinen Schlucken, lasse den Tee einen Moment in meinem Mund verweilen, schmecke jede Nuance und genieße so den Augenblick. Es ist eine Einladung zur Achtsamkeit und eine Übung in Geduld. Denn davon brauche ich nun mehr denn je. Ich nehme mir vor, die kleine Teezeremonie einmal am Tag zu genießen. Aber ich verzeihe mir auch, wenn es mal wieder nicht geklappt hat.
Zwei Teerezepte:
Ich möchte dir nun noch zwei Rezepte meiner Lieblingstees mitgeben. Wir brauchen nun auch keine Diskussion starten, dass echter Tee nur von der Teepflanze stammt und alles andere lediglich heiße Aufgüsse sind – das ist in Ordnung so.
Ein Teerezept für den Morgen:
- Ingwer
- Zitrone/Limette
- Orange
- Honig
Ich schneide mir zwei oder drei Scheiben Ingwer von einer frischen Ingwerwurzel ab und gieße diese mit heißem Wasser auf. Das lasse ich nun gut ziehen und etwas abkühlen. Wenn das Wasser nicht mehr heißer als 60 °C ist (das mache ich inzwischen nach Gefühl, du kannst natürlich ein Thermometer benutzen), gebe ich den Saft einer halben Zitrone oder Limette hinzu. Das Wasser darf nicht mehr so heiß sein, weil sonst das Vitamin C aus der Zitrone zerfällt. Für eine fruchtige Note kommt noch ein Spritzer einer frischen Orange hinzu und für die Seele noch ein halber Teelöffel Honig.
Der “Tee” wirkt durch seine milde Schärfe sehr belebend und versorgt dich gleich mit einer Portion wertvoller Vitamine.
Ein Teerezept für den Abend:
- Salbeiblätter
- Honig
Wenn ich erst am Abend zu meinem Teeritual komme, habe ich oft keine Energie mehr für aufwendige Kreationen. Doch dieser Tee kommt mit nur zwei Zutaten wunderbar aus und ist herrlich beruhigend. Ich zupfe mir eine kleine Handvoll Salbeiblätter hab und rieche erst einmal daran. Anschließend werden sie mit kochendem Wasser aufgegossen. Salbei hat an sich schon eine süßliche Note, doch als Seelenschmeichler darf auch hier noch etwas Honig wirken.
In kleinen Schlucken getrunken, beruhigt der Salbeihonigtee nicht nur den Magen, sondern auch den Geist.
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