Diagnose? Eindeutig Fernweh! Dieser unheilbare Drang danach zu reisen und fremde Menschen sowie deren Kulturen kennenzulernen. Warum sollte das aber nur für das reisen an andere Orte gelten. Eine Reise zurück in die Vergangenheit kann ebenso interessant und aufregend sein. Aus diesem Grund haben wir den ersten sonnigen Tag im Frühling genutzt und die Festung Kufstein besucht.

Geschichte war für mich schon immer eines der spannendsten Fächer in der Schule, sofern der Lehrer die Geschichte auch auf interessante Art und Weise vermitteln konnte und nicht nur aus seinem eigenen Leben erzählt hat. Zum Glück hatte ich jedoch mehrere fantastische Geschichtslehrer sodass mein Interesse an der Geschichte erhalten geblieben ist. Auch an der Uni habe ich im Nebenfach Europäische Geschichte studiert.

Ganz besonders fasziniert hat mich Geschichte, wenn ich sie hautnah erleben konnte, so zum Beispiel, als wir in den Semesterferien eine Woche lange in der Langobardenwerkstatt in Zethlingen gewohnt und in den typischen Langhütten übernachtet haben- interaktive Geschichte sozusagen. Am meisten Spaß gemacht hat mir damals das Brettchenweben, auch Plättchenweben genannt.

Als mich vor kurzen SOS-Janina mit ihrer Familie besucht hat, haben wir uns dazu entschieden die Festung Kufstein in der naheligenden Tiroler Kleinstadt zu erkunden. Von Oberaudorf sind es nur gut 10 bis 15 Minuten bis nach Kufstein, ein Katzensprung. Obwohl ich nun schon seit fast 2 Jahren hier im Inntal wohne, habe ich es bisher noch nicht auf die Festung geschafft und sie bisher lediglich von unten bewundert.

Kufstein und die Festung Kufstein

Kufstein ist eine Kleinstadt mit knapp 20.000 Einwohnern im Bundesland Tirol in Österreich und ein beliebtes Ausflugziel für Touristen aus aller Welt. Die Stadt verdankt ihren ganz besondern Charme ihrer Lage im Kaisertal sowie dem Inn, von dem sie durchflossen wird, ebenso wie der auf dem 90 Meter hohen Festungsberg thronenden Festung. Sie zählt zu den imposantesten mittelalterlichen Bauwerken Tirols.

Das Gebiet selbst ist archäologischen Funden nach bereits seit etwa 30.000 Jahren besiedelt und damit die wohl am ältesten besiedelte Region in ganz Tirol. Während des Mittelalters und in der Neuzeit war Kufstein ein schwer umkämpftes Gebiet und damit Schauplatz zahlreicher Schlachten, vor allem aber die Festung Kufstein. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Festung im Jahr 1205, als sie noch im Besitz des bayerischen Herzogs Ludwig sowie des Bischofs von Regensburg war.

Im Jahr 1336 steht die Festung Kufstein erstmals im Mittelpunkt kriegerischer Auseinandersetzungen. Über die Jahrhunderte folgte ein erbitterter Kampf um die Herrschaft von Kufstein zwischen Österreich und Bayern. Erst 1814 gelangte Tirol und damit auch Kufstein wieder unter österreichische Herrschaft. Seit 1924 befindet sich die Festung im Besitz der Stadt Kufstein und ist seither täglich für Besucher geöffnet.

Modell Festung Kufstein

Ein Modell der Festung und Altstadt von Kufstein

Highlights der Festung Kufstein

Neben der spektakulären Aussicht über Kufstein und das Kaisertal lockt die Festung Kufstein mit einigen sehr interessanten Ausstellungen und architektonischen Besonderheiten. Diese kann man entweder auf einem geführten Erlebnisrundgang erkunden oder auf eigene Faust, zum Beispiel mit einer kostenlosen Audioführung. Mit der Panoramabahn Kaiser Maximilian geht es jedoch zuerst einmal hoch hinauf auf den Festungsberg.

Im folgenden werde ich euch einige Highlights vorstellen, dabei jedoch nicht zu sehr ins Detail gehen, denn schließlich soll euch mein Beitrag dazu animieren die Festung Kufstein selbst zu besuchen und erkunden 😉

Ausstellungen auf der Festung Kufstein

  • die Waffenkammer, mit alten Kanonen, Rüstungen und verschiedenen Waffen
  • der Kaiserturm, welcher als ehemaliges Staatsgefängnis gedient hat (hier kann man die Zellen erkunden und findet zahlreiche Informationen über die Inhaftierten)
  • das Festungs- und Heimatmuseum, indem verschiedene traditionelle Wohnräume dargestellt sowie alte Trachten ausgestellt sind – zudem widmet sich eine Sonderausstellung dem Thema “Wintersport in Kufstein”
  • die Folterkammern – der Name spricht für sich, hier werden die verschiedensten grausamen Foltermethoden dargestellt, die im Laufe der Geschichte an den Gefangenen vollzogen wurden
  • die Heldenorgel ist die weltweit größte Freiluftorgel und wurde 1931 in Gedenken an die gefallenen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg errichtet – sie erklingt täglich um 12 Uhr sowie im Juli und August zusätzlich um 18 Uhr)
Eindrücke Festung Kufstein

Einige Eindrücke vom Inneren der Festung Kufstein

Die Außenanlage der Festung

Auch außerhalb der Festungsräumlichkeiten gibt es ebenfalls viel zu sehen. Neben unterirdischen Felsengängen beeindrucken die Obere Schlosskaserne (aus dem 12. Jahrhundert), das Schlossrondell (aus dem 15. Jahrhundert), der Fuchsturm, der Tiefe Brunnen (Schachttiefe 57.6 Meter) sowie die Elisabethbatterie mit den Kanonen. Am hinteren Ende der Festung befindet sich zudem die Josefsburg Festungsarena, in der heute zahlreiche Veranstaltungen stattfinden, darunter zum Beispiel diverse Open-Air Konzerte und Ritterspiele.

Außenanlagen Festung Kufstein

Ein kleiner Eindruck von der Außenanlage der Festung

In feliner Begleitung

Unsere ständige Begleiterin war eine wunderschöne Katze, die entweder auf der Festung Kufstein lebt oder aber hier ihren Jagdgrund gefunden hat. Sie folgte uns rund um die Außenanlagen der Festung und zeigte sich des öfteren von ihren verspielten Seite. Ganz gleich wo wir hingegangen sind, die getigerte Katze folgte uns. Selbst als sie einige Male ein Stück zurück blieb und an einem steilen Abhang der Festungmauer die Aussicht genoss, dauerte es nicht lange, bis sie uns wieder eingeholt hatte. Am Ende hieß es dennoch Abschied nehmen.

Katze auf der Festung Kufstein

Die feline Festungsherrin – unsere ständige Begleiterin

Und noch ein Schmankerl zum Schluss – die Römerhofgasse

Direkt unterhalb der Festung Kufstein befindet sich die Römerhofgasse, eine gemütliche Gasse in der Altstadt von Kufstein, die direkt unterhalb des Marktes liegt. Sie ist bei Einwohnern sowie Touristen gleichermaßen beliebt und lädt zum gemütlichen einkaufen oder niederlassen in einer der Wirtschaften ein. Dazu gehört zum Beispiel das Erste und Älteste Kufsteiner Weinhaus. Mit ihren traditionellen Gebäuden und Fassaden übt die Gasse einen ganz besonderen Reiz auf ihre Besucher aus und versetzt sie ebenso wie die Festung, zurück in die Vergangenheit. Ein Spaziergang durch die Römerhofgasse lohnt sich in jeden Fall.

Römerhofgasse

Die Römerhofgasse unterhalb der Festung Kufstein

Fazit: Kufstein ist nicht nur landschaftlich wunderschön gelegen sondern bietet auch für Geschichtsinteressierte einige faszinierende Besonderheiten. Ein Besuch der Festungsstadt sollte daher für jeden auf der Liste stehen, die im Inntal Urlaub machen.