Eine runde Sache: Happy Easter und Eieiei im Grassi Museum
Füchse, als Osterboten, Mädchen, die sich vor Birkenruten in Acht nehmen müssen und fleißige Frauen, die in akribischer Feinarbeit Eier mit Wachs verzieren – wo kann man das nur erleben? Derzeit im Grassi Museum in Leipzig. Wir sind der Geschichte rund um das Ei auf den Grund gegangen. Ein Spaß für große und kleine Eierfans. Happy Easter im Grassi Museum!
Auf Eiersuche im Grassi Museum
An Palmsonntag, dem letzten Sonntag vor Ostern, sind wir immer sehr beschäftigt. Wir basteln hübsche Ostergeschenke aus Wolle, backen himmlisch leckeren Karottenuchen und pusten fleißig Ostereier aus. So auch an diesem Sonntag. Da trifft es sich hervorragend, dass das Grassi Museum in Leipzig eine fabelhafte Ausstellung bereithält – die Pysanki Eier.
Doch nicht nur das. Rund um das Ei wurde an diesem Palmsonntag eine Tour durch das Museum angeboten – auch für Kinder geeignet. Im Anschluss konnte man sich selbst darin versuchen, ein Pysanki-Ei mit Wachs zu verzieren. Wir haben es ausprobiert.
Happy Easter im Grassi Museum
Die Tour begann 15 Uhr und Treffpunkt war die Rezeption des Grassi Museums. Mit 3 € Eintritt lohnt sich der Besuch auch für eine Großfamilie. Unsere Gruppe war gut gemischt, Erwachsene, Kinder, Paare, Familien – alles war dabei. Wenn es ums Ei geht, sind eben alle interessiert. 😉
Pünktlich auf die Minute begann die Tour. Eine junge Museumsmitarbeiterin führte uns durch das Museum und versorgte uns mit spannenden Informationen. Sie erklärte die Ursprünge von Ostern, die sich sowohl im christlichen, als auch im jüdischen Glauben finden und über die Jahrhunderte auch mit indigenen Glaubenrichtungen, also heidnischen Bräuchen, gemischt haben.
Wer bringt denn nun das Ei?
Für die Kinder wurde es besonders spannend, als die Frage geklärt werden musste, wer denn nun genau die Eier bringt. Hier herrscht nämlich regionale Unstimmigkeit. Während unsere Tochter gleich wusste, dass es natürlich der Osterhase ist, erfuhren wir, dass auch der Hahn und manchmal sogar der Fuchs zum Eierboten wird.
Noch spannender wird es im Ausland. Denn auch in entfernten Regionen wird Ostern gefeiert. So auch in Australien. Und wer bringt da die Eier?
“In Australien bringt das Oster-Bilby die Eier”
Ganz Recht, das kleine Beuteltier (ähnelt etwas einer langohrigen Maus mit einem Rüssel) ist der australische Osterbote. Die Kinder waren fasziniert, denn zahlreiche Bilder begleiteten die Tour. Anschließend ging es einmal rund um den Globus. Von Europa bis nach Australien, quer nach Mexiko, rüber nach Japan und China und zurück nach Polen. Ostern hat viele Seiten und das Ei wird überall verehrt (teils auch ohne Osterkontext).
Bräuche zu Ostern
Auch die verschiedenen Osterbräuche wurden anschaulich erklärt. Das Museum für Völkerkunde bietet dafür natürlich die ideale Basis. So erfuhren wir, dass an Ostern, die jungen Damen besser auf ihre Waden aufpassen müssen, da diese ganz nach Sitte von Birkenzweigen heimgesucht werden könnten. Glücklichweise ist dies ein finnischer Brauch. Richtig spannend wurde es schließlich in der Ukraine.
Pysanky Eier aus der Ukraine
Am beeindruckendsten waren in der Tat die wundervollen Pysanki Eier. Diese Tradition stammt aus der Ukraine und der Begriff leitet sich vom Verb “pysati” für “schreiben” ab. Mehr als 1400 fasst die Sammlung der Familie Nieting, nur ein Teil davon wird derzeit im Grassi Museum ausgestellt.
Info: Die Ausstellung der Pysanki Eier dauert noch bis zum 1. Mai 2017, weitere Infos dazu gibt es vom Grassi Museum.
Die Eier sind im Grunde nicht bemalt, sondern beschrieben. Denn jede Farbe, jedes Muster und jede Form hat eine eigene Bedeutung. Und so vermittelt jedes Ei eine ganz eigene Botschaft.
Die Technik, mit der diese Eier verziert werden, ist faszinierend. Die weißen Linien entstehen durch Wachs. Das Wachs wird mit einem bestimmten Werkzeug – dem sogenannten Kistka – aufgetragen. So entsteht das Grundmuster. Im Anschluss wird das Ei in mehreren Durchläufen gefärbt. Erst die hellste Farbe und zuletzt die dunkelste. Am Ende wird das Wachs wieder geschmolzen und entfernt. Was bleibt, sind die eindrucksvollen Pysanki Eier. Den Aufwand für ein einziges Ei will ich nicht einmal schätzen.
Trotz des recht schwierigen Verfahrens, ist die Technik sehr beliebt. Selbst bei YouTube gibt es zahlreiche Videos zu den Pysanki Eiern. Nur eines davon möchte ich an dieser Stelle vorstellen:
DIY – Zum Schluss sind wir an der Reihe
In einem Lehmhaus inmitten des Museums warteten sie bereits auf uns – die Eier. Sie mochten nun nach Pysanki-Art von uns verziert werden. Für die kleinen Besucher gab es Bilder zum Ausmalen oder aber Kettenanhänger aus Scherben von Straußeneiern, die in bunten Farben eingefärbt werden konnte. Der Spaßfaktor war groß.
Ein Fazit
Ich persönlich finde es schön und auch wichtig, sich mit den “Alltagsbräuchen” auseinanderzusetzen. Welches Kind weiß denn schon, warum wir eigentlich Ostern feiern? Ganz unabhängig davon, ob man nun religiös erzogen ist oder nicht, ist es interessant zu erfahren, wo Traditionen und Bräuche eigentlich herkommen. Die Veranstaltung Happy Easter im Grassi Museum bildete dafür einen tollen Rahmen und Einstieg.
Die Tour war nicht zu lang, auch unsere Vierjährige war eifrig dabei, all die Fragen zum Osterhasen zu beantworten. Und zu gucken gibt es im Museum eh genug. Das Basteln am Ende ist eine tolle Ergänzung und sorgt sicher dafür, den Besuch im Museum noch lange in Erinnerung zu behalten.
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