Kaffee spielt für einige unter uns eine entscheidende Rolle in ihrem Leben. So manch einer würde für die perfekt geröstete Bohne glatt über Leichen gehen. Ich gehöre nicht dazu. Meistens jedenfalls. Denn während ich im Alltag auf die Kraft der schwarzen Bohne durchaus verzichten kann, verändert sich mein ganzes Wesen, sobald ich im Reisemodus bin. Denn dann heißt es nur noch: “Kaffee, Kaffee, Kaffee!”
Kaffee auf Reisen? Muss das denn sein?
Dorothee alias “Frau Nerd” hat das schon ganz gut auf den Punkt gebracht: Für viele ist ein Morgen ohne Kaffee einfach nicht komplett. Auch sie leert liebend gern die ein oder andere große Tasse frisch gebrühten Kaffee, deshalb thematisiert sie diese ganze Kaffee-Sache derzeit auf ihrem Blog fraunerd.de.
Kaffee? Nee!
Es ist schon eigenartig. Normalerweise weiß ich immer genau, was ich will und was nicht. Ich weiß was mir schmeckt und was ich niemals anrühren würde. Doch Kaffee löst in mir etwas aus, was ich nie für möglich gehalten hätte… er spaltet meine Persönlichkeit.
Kaffee im Normalzustand
In der Tat habe ich erst spät mit dem Kaffeekonsum angefangen. Meine Mutter hat mich immer damit aufgezogen, dass ich noch mit 20 lieber einen Kakao haben wollte, als einen Kaffee. Es hat mir einfach nicht geschmeckt, viel zu bitter.
Inzwischen sind ein paar Jahre ins Land gezogen und irgendwann wurde die Liebe zum Kaffee doch erweckt (dazu gleich mehr). In meinem Alltag spielt Kaffee immer noch eine untergeordnete Rolle. Morgens im Büro gibt es frisch gemahlenen Kaffee aus einem echten Hightech-Gerät, denn mein Chef ist leidenschaftlicher Kaffeegenießer und so dürfen auch wir Mitarbeiter in den Genuss kommen. Allerdings lasse ich den Morgenkaffee häufig aus und greife lieber zum Tee (oder ab und zu noch zum Kakao). Zudem gibt es für uns immer greifbar einen Turm aus Mate-Flaschen.
Selten an den Wochenenden darf es dann auch mal eine Tasse Kaffee geben, doch ich schätze, ich kann an einer Hand abzählen, wie oft das in drei Monaten passiert.
Kaffee auf Reisen: Wenn das Monster erwacht
Die Situation ändert sich, sobald ich unterwegs bin – und dabei spielt es keine Rolle, ob es eine dreiwöchige Reise oder ein kurzer Trip übers Wochenende ist. Sobald die Botschaft “Reise” in meinem Gehirn angekommen ist, erwacht es – das Kaffeemonster.
Einst in Ungarn… eine Sucht beginnt
Ich fürchte, die Infizierung fand in meiner Zeit in Ungarn statt. Ganz Recht, die Heimat der Kaffeehäuser (ein Überbleibsel der österreich-ungarischen Vergangenheit). Während des Studiums habe ich für ein paar Monate ein Auslandspraktikum im Goethe-Institut in Budapest verbracht und da ist es geschehen.
Zugegeben, der Kaffee aus dem Kaffeeautomaten auf dem Gang des Instituts war wirklich nicht zu empfehlen und gerade für eine Kaffeejungfrau wie mich ein denkbar schlechter Einstieg. Doch verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Maßnahmen.
Budapest gehört einfach zu den schönsten Städten der Welt und ich hatte doch nur lächerliche drei Monate, um diese Stadt bis ins Detail kennenzulernen. Für Schlaf war da nun wirklich keine Zeit!
Während ich also tagsüber acht Stunden im Büro verbrachte, erkundete ich abends, an den Wochenenden und auch nachts die Straßen von Budapest. Bis in die Morgenstunden dauerten die Ausflüge, doch wie heißt es so schön: Wer reisen kann, der kann auch arbeiten. Und so saß ich jeden Morgen pünktlich an meinem Schreibtisch und kämpfte verzweifelt gegen die Müdigkeit.
Eine andere Praktikantin erkannte schließlich meinen Zustand und brachte mir das Heilmittel: Kaffee. Ich sträubte mich, wehrte mich mit Händen und Füßen und ergab mich schließlich. Es schmeckte furchtbar doch die Heilung setzte schnell ein. Kaffee wurden binnen Tagen mein Lebenselixier.
“Ich eroberte die Budapester Altstadt mit einem Becher Kaffee in der Hand.”
Kaffee auf Reisen: heute
Inzwischen weiß ich, dass Kaffee auch wirklich gut schmecken kann. Und auch in Leipzig kenne ich die ein oder andere hervorragende Kaffeequelle, die meine Sucht befriedigt. Doch bis heute bin ich kaffeetechnisch zwiegespalten. Ich trinke und genieße ihn nur, wenn ich auf Reisen bin. Erst dann schmeckt er mir, erst dann brauche ich ihn. Kaffee gehört für mich zum Reisen wie die Sonnencreme an den Strand. Und dann in allen Varianten: Espresso, Cappuccino, mit Milch, mit Zucker oder einfach schwarz.
“Wer mir auf Reisen einen Kaffee anbietet, ist mein bester Freund.”
Sobald wir ins Auto steigen und die Reise beginnt, halte ich den ersten Kaffee in der Hand, jede Tankstellenrast wird von einem Kaffee begleitet, jeden Morgen erwarte ich einen brühfrischen Kaffee und zu jedem Dessert am Nachmittag gönne ich mir die passende Tasse Mocca. Es geht nicht ohne (das habe ich schon versucht).
Woran es genau liegt, kann ich bis heute nicht sagen. Ich verbuche das Ganze unter den Alltagswundern und warte jetzt schon darauf, dass das kleine innere Kaffeemonster bald wieder zum Einsatz kommt.
Danke an Frau Nerd, die mir mal wieder vor Augen geführt hat, welche Auswirkungen Kaffee auf den einzelnen haben kann 😀
Alicja Wiktoria
Hallo,
danke für diesen unterhaltsamen Artikel 🙂 Bei mir ist es genau umgekehrt, auf Reisen neige ic dazu, eher auf den Kaffee zu verzichten…. Seit ich vor 10 Jahren in Irland eine braune Plörre getrunken habe, die den Namen Kaffee nicht mal im Ansatz verdient hat, taste ich mich in jedem neuen Land vorsichtig an die gerösteten Bohnen heran. Klar hängt es immer davon ab, ob Du im Kaffeehaus bist oder am schlechten Automaten. Aber was meinen Kaffee angeht, bin ich tendenziell eher patriotisch.
Hoch die Tassen!
Viele Grüße
AW
sos-janina
Hallo Alicia, hoch die Tassen 🙂
Da sieht man wieder wie schön unterschiedlich wir doch alle in Sachen Kaffee ticken. Eine Freundin von mir trinkt nur auf Arbeit Kaffee und da in Massen. Zuhause hat sie nicht einmal eine Kaffeemaschine.
Viele Grüße zurück.
Janina
Claudia
Toll zu lesen. Mir ist das bisher nicht passiert… Naja. Zugegeben. Ich mach das gleiche mit Tee. Ohne nen Tee-to-go in Auto, Zug oder auch mal zu Fuß in der Stadt unterwegs geht wenig.
Kaffee mag ich nicht und trinke ihn nur, wenn ich bei nasskaltem Wetter dringend ein heißes Getränk brauche, aber kein Tee zur Hand ist (mit Unmengen an Zucker um den Kaffeegeschmack zu überdecken) oder als Espresso, wenn man auf Reisen mal “für kleine Reisende” muss, …
sos-janina
“Für kleine Reisende” 😀 😀 😀
Ich mag Tee im Alltag auch viel, viel lieber. Oder heiße Zitrone mit Ingwer, hmm. Da mach ich mir doch gleich mal eine Tasse.
Jessica
Ich kenne dieses Kaffee Monster nur zu gut! Zuhause trinke ich ich sehr gerne guten schwarzen Tee. Ich habe mir aus Sri Lanka kiloweise Tee von einer Plantage mitgebracht. Das zelebriere ich auch richtig! Das geht so weit, dass ich unterwegs keinen Tee mehr trinken kann, denn ich habe mich so sehr an das Aroma gewöhnt. Allerdings sage ich auch nie zu gutem Kaffee nein. Am liebsten guter Espresso. In New York habe ich mich in PSL (Pumpkin Spice Latte) verliebt! Lecker!
sos-janina
Hallo Jessica,
mir haben jetzt schon so viele Leute von dem PSL aus New York erzählt, das macht mich schon ganz verrückt, weil ich demnächst garantiert nicht in die USA reisen werde 😀
Liebe Grüße