Und da haben wir ihn auch schon, den ersten Beitrag von sos-fernweh.com. Dabei möchte ich euch gleich meinen Lieblingstipp gegen Fernweh erklären. Es geht um Sehnsuchtsorte, die Wunder der Kindheit und ganz viele Glühwürmchen…

Kinder helfen gegen Fernweh

„Hey, kommst du dieses Jahr wieder mit ins Clubwochenende nach Barcelona?“

Als ich diese und ähnliche Reiseanfragen zum ersten Mal verneinen musste, lag ich aufgebläht wie eine runde Weintraube auf meinem Sofa mit einer Kotztüte in der Hand. Die Übelkeit rührte in diesem Moment nicht nur von der Schwangerschaft im Endstadion, sondern auch daher, dass ich dieses Jahr nicht wie meine Freundinnen im Bikini die Strände der katalonischen Hauptstadt entlangflanieren würde.

Die Geburt meiner Tochter stand bevor und nachdem das Kinderzimmer eingerichtet, der Wickeltisch befüllt und die ersten Babybodys sicher im Schrank verstaut waren, konnte ich zur Ruhe kommen und begriff zum ersten Mal, dass sich hier tatsächlich etwas ändert. War sie nun vorbei, die Couchsurferzeit? Gab es nun keine Von-heut-auf-morgen-Reisen mehr? Sollte ich nie wieder nur mit einem kleinen Rucksack ausgestattet durch Spanien ziehen? Panik! Das kann doch nicht zu Ende sein. Das war doch ein Teil von mir, das Reisen. Neue Orte entdecken und immer wieder neue Wunder sehen. Wie sollte ich denn nur ohne all das leben?

Aber dann stand mir das größte Wunder überhaupt erst bevor und als ich dieses kleine süße Wesen im Arm hielt, da wurde mir eines bewusst: Ich würde von nun an jeden Tag Wunder sehen und mit jedem Tag würde ich ganz neue Dinge erleben. Und so holft mir meine Tochter jeden Tag gegen Fernweh.

Entdecke die Orte deiner Kindheit

„Och nee, da bin ich doch schon tausend Mal gewesen…“

Irgendwann erreichen viele diesen einen Punkt, an dem es kaum mehr etwas wirklich Spannendes zu entdecken gibt. Unsere Umgebung kennen wir wie die Westentasche und die Reiseziele, die wir uns leisten können, haben wir auch schon zig Mal abgegrast. Der Reiz ist dahin, die Lust längst verflogen. Warum also sollten wir Orte besuchen, die wir bereits gesehen haben? Wie soll das gegen Fernweh helfen?

Ganz einfach, die Orte mögen für dich inzwischen langweilig sein, für deinen Nachwuchs allerdings nicht. Sie sehen die Wälder deiner Kindheit, die Seen in denen du schwimmen gelernt hast, die Straße, in der du das erste Mal ein Zitroneneis gekauft hast zum aller ersten Mal. Für die Kleinen ist das genauso aufregend, wie eine Landung auf dem Mond – und du bist der Kapitän.

Jetzt bist du der Experte, der Reiseführer für deinen Nachwuchs und kannst sie in all die Wunder einweihen, die dich selbst als Kind so fasziniert haben.

Für mich ist einer dieser Sehnsuchtsorte der Garten meiner Großeltern in einem kleinen Dorf irgendwo zwischen Potsdam und Berlin. Ich habe ganze Sommer unter diesen hohen Tannen verbracht, habe hier rudern gelernt und bin von einem Seeufer zum anderen geschwommen. Ich kenne jeden Waldweg auswendig, bin sogar nachts mit dem Fahrrad hier entlanggesaust und habe mich auch nicht von Wildschweinen einschüchtern lassen.

Für die Kleinen ist alles ein Wunder

Mit den Jahren aber habe ich diesen prägenden Ort immer seltener besucht, ihn manchmal sogar vergessen. Zu groß und zu aufregend waren die Verlockungen jenseits des Tellerrandes. Doch jetzt entdecke ich die Wunder neu. Ich zeige meiner Tochter die Glühwürmchen, die wie kleine Elfen durch die Zweige tanzen, wir spazieren gemeinsam durch den taufrischen Morgen und beobachten, wie das Licht der aufgehenden Sonne durch die Äste bricht. Allein der Duft der Nadelhölzer versetzt mich in meine Kindheit zurück und ich spüre, wie die Begeisterung meines Kindes mehr und mehr auf mich überschwappt.

Ich sehe den Wald und den See durch die Augen meiner Tochter und merke ganz deutlich, dass sich die große Fernwehlücke in meinem Herzen schließt. Ich bin zufrieden.

Als mich im nächsten Jahr wieder eine Freundin gefragt hat, ob ich nicht Lust auf einen Mädchenurlaub mit Party, Strand und langen Nächten hätte, musste ich schmunzeln. Was will ich denn wirklich?

Dröhnende Musik, die mir schon vor 5 Jahren nicht gefallen hat oder die Ruhe des Waldes und das sanfte Rauschen des Sees?

Überfüllte Strände, an denen ein Handtuch neben dem anderen klebt oder einen Sonnensteg ganz für mich allein?

Betrunkene Kerle, die kaum im nüchternen Zustand ihren Namen buchstabieren könnten und der Meinung sind, mich und meine Freundinnen einer Leibesvisitation zu unterziehen oder meinen Mann und meine Tochter, die mit mir lachen und immer für eine Familienkuschelei in der Hängematte zu haben sind?

Inzwischen kenne ich die Antwort ganz genau. Meine Reisevorlieben haben sich geändert und meine Tochter hat mir dabei geholfen, zu erkennen, dass ich ganz viel von dem, was mir wirklich wichtig ist, ganz in meiner Nähe habe. Somit steht meine Antwort längst fest…

 „Nein danke, aber wenn du möchtest, kannst du gerne zu uns an den See kommen.“

Bisher hat noch keine abgelehnt und selbst die wildeste Dancingqueen freut sich nach all dem Alltagsstress über ein paar erholsame Tage bei uns am See. Die Freude am anderen Ende des Hörers über diese wohltuende Alternative ist beinahe greifbar 😉

Jetzt bist du gefragt…

Was sind deine Sehnsuchtsorte der Kindheit? Wo bist du immer wieder gerne gewesen? Wo warst du spazieren? Welche Schlösser und Burgen haben dir deine Eltern gezeigt? In welchen Freizeitparks bist du gewesen? Wo hast du Erdbeeren gepflückt oder einen Apfel vom Baum geschüttelt? Du wirst sehen, mit ein bisschen Nachdenken, fallen dir deine Orte der Kindheit sicher wieder ein. Und so mancher Sehnsuchtsort lässt sich bestimmt auch im Alltag unterbringen. Vielleicht hilft dir dabei ein Blick ins Fotoalbum. Probier es aus und sei von heute an der Reiseführer für deine Kinder – eine einzigartige Methode, dem Fernweh ein Schnippchen zu schlagen.

Wenn du den Sehnsuchtsort deiner Kindheit gefunden hast, dann zeig ihn deinen Kindern oder Neffen und Nichten. Ich wette, es werden nicht nur Kinderaugen leuchten^^