Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Darum! Denke ich mir meistens. Doch auch meine Wahlheimat Deutschland hat so viele schöne Ecken, die gerade im Sommer eine magische Anziehungskraft ausüben, dass ich es mir in diesem Jahr nicht nehmen lasse, meine deutsche Lieblingsinsel zu besuchen. Diesmal mit Zelt, Campingkocher und Eierschalensollbruchstellenverursacher – mehr braucht ein echter Naturbursche wie ich auch nicht…
Kurzreise Usedom – eine Liebesgeschichte
Na ihr Lieben,
ihr freut euch sicher, endlich mal wieder was von eurem Reisespatzen zu hören. Ja ja, ich hab mich etwas rar gemacht. Doch wie heißt es so schön? Willst du gelten, mach dich selten. Außerdem hab ich so viel erlebt, da bin ich kaum zum Schreiben gekommen. Aber das hole ich jetzt nach. Mit meinem ersten Sommerreiseziel 2015!
Meine intensive Liebe zur Ostseeinsel Usedom entstand eigentlich erstmal nur in meinem Kopf, lange Jahre bevor ich die Insel tatsächlich selbst besucht habe. Bei genauerer Überlegung ist Janina daran Schuld! Ja, du! Ich glaube, sie weiß selber nicht mehr, wie oft sie Usedom, vor allem aber das Seebad Zinnowitz bereits besucht hat. Sie verbindet mit der Ostsee ihre Kindheit, hat ihre erste Reise allein genau dorthin gemacht und ließ noch viele weitere Sommer in Zinnowitz, mit der Seebrücke, der Strandpromenade und den Vineta-Festspielen folgen. Jedes Jahr erzählte sie mir davon und steckte mich mit ihrer Faszination und Sucht an. Auch ich konnte es hören, das Rauschen der Ostseewellen und das Lachen der Möwen und irgendwann hatte sie mich so weit, ich war verliebt in einen Ort, den ich noch nie gesehen hatte. Und jetzt bekam ich endlich die Gelegenheit, auf die ich so lange gewartet habe. Zu verdanken habe ich das allerdings einer anderen jungen Dame, meiner liebsten Berliner Großstadtgöre Christin – es ist so traumhaft, mit dir zu reisen 😉
An Christin hatte ich ja bereits einen echten Narren gefressen, als sie mir vor einiger Zeit ihr original Berlin gezeigt hatte. Und während ich mich gerade noch in den Fluten der bulgarischen Schwarzmeerküste aalte, landet in meinem E-Mail-Postfach bereits die Nachricht von Christin, dass sie dieses Jahr nach Usedom reist und ob ich nicht Lust hätte… Ich hab gar nicht weitergelesen, ich hab das Wörtchen Usedom entdeckt und war gleich Feuer und Flamme. Allerdings gab es ein kleines Problem. Wie konnte ich heimlich auf Janinas Lieblingsinsel flattern, ohne dass sie Wind davon bekam? Doch damit wollte ich mich erst später auseinandersetzen. Auf mich wartete bereits ein wunderbarer Platz in einem gemütlichen Dreipersonenzelt auf meiner Trauminsel…
Christin erwartete mich bereits mit ihrer Familie auf Usedom, das Zelt war schon sicher aufgebaut. Unser Zeltplatz lag nur wenige Kilometer von Zinnowitz entfernt in Lütow. Das besondere an dieser Gegend ist, dass sie genau zwischen dem Achterwasser und der Ostsee liegt. Wir hatten also freie Wahl, ob wir lieber im Süß- oder im Salzwasser schwimmen wollten. Dazu später mehr…
Sommer auf Usedom
Da die Anreise von Bulgarien – diesmal musste ich meine eigenen Flügel mal wieder bemühen – doch recht beschwerlich war, hat mich die gute Fee Christin erstmal mit einem eiskalten Getränk versorgt.
Christin konnte mir die Strapazen wohl ansehen und hat nicht gezögert, den Grill anzuschmeißen. Sie war wohl der Meinung, ich müsse ein wenig aufgepeppelt werden und hat großzügig aufgetischt. Ich ließ es mir so richtig schmecken!
Nach dem Essen waren wir alle zufrieden und satt. Wir legten die Beine hoch und genossen den herrlichen Blick von unserem Zelt aus. Zur Entspannung erzählten wir uns noch ein paar Gutenachtgeschichten und dann kuschelten wir uns schon bald in unsere warmen Schlafsäcke.
Wie immer hat Christin perfekt für mich gesorgt und mir ein wunderbar kuscheliges Bettchen hergerichtet. Allerdings beschließt mich so langsam der verdacht, dass sie unsere Beziehung ein klein wenig missverstanden haben könnte…
Über Nacht jedoch traf es mich wie ein Schlag und ich verkroch mich bis an die unterste Ecke meines geräumigen Schalfsacks. Um unser Zelt herum tobte ein Unwetter und ich fluchte innerlich in mich hinein, warum ich nach dem Essen nicht alle Zeltheringe noch einmal genau überprüft habe… Doch die Nacht verging und der nächste Tag wartete auf uns. Zwar noch recht windig und frisch, aber freundlich. Meine Reisebegleiter ließ das alles vollkommen kalt. Sind wahrscheinlich gut erprobte Camper. Wir mieteten ein Kajak und fuhren gemeinsam das Achterwasser entlang. Mit meinem ausgezeichneten Orientierungssinn navigierte ich uns quer durch die Gewässer von Usedom. Doch nicht nur Kajaktouren sind hier beliebt. Auch Surf- und Segelschulen gibt es in stattlicher Zahl.
Zeit zu essen mit Christin
Nach so viel sportlicher Betätigung musste schnell eine gute Stärkung her. Für meine Christin ist das natürlich gar kein Problem und sie schmiss sofort den Campingkocher an. Zur Feier des Tages bereitete sie uns ihre Spezialität: “Nudeln in Tomatensoße de Luxe á la Christin”.
Ich genoss das Essen sehr und doch beschlich mich das Gefühl, dass man mir hier etwas vorenthalten wollte. Während ich so eine Nudel nach der anderen vernaschte, wurde mir auch klar, was – das Meer. Ich wollte doch endlich ans Meer, an die viel beschworene Ostsee, zu den Wellen und den Möwen, zur Seebrücke und zur Strandpromenade… Doch bevor ich die Sonnenseiten der Sonneninsel (ca. 300 Sonnentage pro Jahr) wirklich sehen sollte, hatte Christin erstmal andere Pläne mit mir und so weihte sie mich in die Geheimnisse des Zeltens und der Campingplätze ein.
Puh! Da hatte ich ja richtig zu tun. Camping ist doch etwas anderes, als ein All-inclusive-Clubhotel. Sie zeigte mir auch die sanitären Anlagen mit kleinen Duschkabinen und Toiletten – praktisch und zweckmäßig, aber ausreichend. Doch eines ließ sich wahrlich nicht bestreiten, so nah wie beim Zelten kommt man der Natur nur selten. Etwas, was ich mir vielleicht auch merken sollte, wenn das Fernweh mal wieder übermächtig wird. Geh einfach raus in die Natur, ob mit Zelt oder ohne, hier zu atmen, zu laufen und zu genießen ist jedes Mal eine kleine Erholungsreise für Körper und Geist. Und nach dieser Erkenntnis führte Christin mich endlich zum ersehnten Ziel – den Ostseestrand von Zinnowitz. Die Hauptreiseziele auf Usedom sind eigentlich die drei Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin. Trotzdem schwört Janina auf Zinnowitz etwas weiter im Norden und ich wollte endlich wissen, warum…
Zinnowitz ist überschaubar in seiner Größe und doch voller Leben. Touristen kommen aus aller Welt, bevorzugt aber immer noch aus Deutschland, vor allem Familien fühlen sich hier pudelwohl. Auch ich erkannte schnell den Charme der fantastischen Architektur unmittelbar vor dem Strand. Wir entdeckten die ausladende Promenade zum Spazieren und Radfahren, die wunderbare Kombination aus Strand, Dünen und schattigen Wäldern und die vielen Restaurants und Kneipen, die sich aneinanderreihten. Und dann waren wir am Ziel… das Meer breitete sich vor uns aus wie ein blauer Teppich und versprach uns mit seinen verheißungsvollen Wellen genau die Abkühlung, die wir bei 28 °C so dringend benötigten.
Nach einigen Tagen hieß es schließlich Abschied nehmen. Mein Großstadtmädel bekam wieder Sehnsucht nach der Hauptstadt und verließ mich Richtung Süden, der Sommer auf Usedom war vorbei. Auch ich musste weiterziehen, meine Liste der schönsten Reiseziele Sommer 2015 war noch lang. Doch davon erzähl ich euch ein anderes Mal 😉 Spatz ahoi!
Wo ist Oddy? | SOS-Fernweh - Der etwas andere Reiseblog...
[…] UPDATE: Dieses Rätsel wurde inzwischen gelüftet! Jetzt wissen wir, wo Oddy im Sommer Zelten war, w… […]
MaME1.2
Ich hab mir die Vineta Festspiele in Zinnowitz früher auch immer angeschaut. Das verbinde ich ganz doll mit Urlaub auf Usedom. Finden die eigentlich noch statt?
Texas lässt grüßen! | SOS-Fernweh - Der etwas andere Reiseblog...
[…] Leute! Wie ihr bereits wisst, war ich diesen Sommer echt viel in der Welt unterwegs – Usedom, Ungarn, Bulgarien und Österreich sind dabei allerdings nur einige der Reiseziele, die ich […]
himmelsherz
Ach Oddy!
Jetzt kommen mir doch glatt die Tränen. Ich war auch ein paar Mal als Teenie mit Eltern dort. Und ich LIEBTE die Vineta Festspiele. Sie sind einfach traumhaft. Ich vermisse sie.
LG aus Magdeburg
sos-janina
Bei mir haben die Vineta-Festspiele auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie sind für mich ein wesentlicher Bestandteil des Sommerurlaubs auf Usedom. Und vermissen brauchst du sie eigentlich gar nicht. Sie laufen ja noch.
http://www.zinnowitz.de/kultur-und-freizeit/72-freizeit-themen/68-theater.html
Liebe Grüße zurück aus Leipzig
himmelsherz
Ich weiß ja, dass sie noch laufen. Komme halt einfach nur nicht hin 🙁
Lebendiger Adventskalender | SOS-Fernweh
[…] der in mir als alte Insulanerin eine ganz besondere Saite zum Klingen bringt. In unserem Beitrag zu Usedom konnte ich meine ganz besondere Beziehung zur Ostseeinsel bereits darlegen, doch mit diesem […]
7 Dinge, die du bei Fernweh niemals tun solltestSOS-Fernweh
[…] Oddy auf Usedom […]