Kaum zu glauben aber wahr, in Sachsen gibt es sage und schreibe 821 Schlösser und Burgen. Würden wir jedes Wochenende eines davon anschauen, bräuchten wir trotzdem noch mehrere Jahre, um alle wenigstens einmal gesehen zu haben.  Im Grunde findet sich in jedem etwas größerem Ort eine Burg. Deshalb mussten wir auch nicht weit fahren, um uns eine davon mal aus der Nähe anzuschauen. Hier geht’s zum Ausflugsziel Schloss Altranstädt.

Prinzessin sucht Schlösser und Burgen

Ja, ich gebe es gerne zu. Auch heute noch lebt in mir eine kleine Prinzessin, die gerne durch Ballsäle tanzt, Ritterrüstungen bewundert und sich vom märchenhaften Ambiente alter Schlösser und Burgen verzaubern lässt. Schon als Kind habe ich gerne an Schlossführungen teilgenommen. Ich erinnere mich noch an eine Tour mit meiner Mutter und meiner Schwester durch das traumhafte Schloss Sanssouci in Potsdam. Erst im letzten Herbst sind wir wieder dort gewesen und haben uns die alte Windmühle angeschaut.

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Inzwischen haben wir hier schon über einige Schlösser und Burgen in Sachsen berichtet. Wir erinnern uns an die Festung Königstein in der Sächsischen Schweiz. Sachsen ist in der Tat unglaublich reich an Schlössern, Burgen, Wehranlagen und Ruinen. So gibt es auch direkt in Markranstädt ein kleines Schloss, das wir uns nun endlich einmal genauer anschauen wollten.

Schloss Altranstädt in Markranstädt

Das Schloss liegt in einem ruhigen Teil des Leipziger Neuseenlandes, in Markranstädt. Über Kopfsteinpflaster, wie es sie wahrscheinlich schon vor hunderten Jahren hier gab, gelangt man zum Schloss. Was auf den ersten Blick vielleicht etwas  unscheinbar wirkt, birgt tatsächlich große Geschichte.

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Das gesamte Schlossgelände umfasst zum einen das Schloss selbst mit einem direkten Zugang zur Kirche, ein altes Pfarrhaus und die Kapelle des Grafen von Hohenthal-Dölkau. Alle Bauten wurden im Laufe der Zeit, aber vor allem in den letzten Jahrzehnten liebevoll restauriert. Um die Instandhaltung kümmert sich der hauseigene Förderverein.

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Der Förderverein macht die Geschichte lebendig.

Da wir uns das Schloss Altranstädt anlässlich des Tags des offenen Denkmals angeschaut haben, konnten wir den Förderverein in voller Aktion miterleben. Bei unserem Streifzug durch die Museumsräume begegneten uns immer wieder Grafen und Gräfinnen, die alle Fragen gerne beantworteten und zu jedem Ausstellungsstück etwas erzählen konnten.

Die Geschichte macht das Schloss besonders

Puh, schon wieder Geschichte? Tja, ich habe ja auch ein bisschen Geschichte studiert und kann wohl nicht aus meiner Haus. An meine nicht so interessierten Leser: Es tut mir Leid, ich mach es ganz kurz. Versprochen: 

Berühmt wurde das Schloss bereits 1706, denn genau hier wurde Geschichte geschrieben. Wer in der Schule ein bisschen aufgepasst hat, erinnert sich eventuell noch dunkel an die Großen Nordischen Kriege von 1700 bis 1721. Zwischen zahlreichen europäischen Großmächten herrschte ein erbitterter Kampf um den begehrten Ostseeraum. Doch zumindest zwischen Schweden und den Sachsen sollte nach der Schlacht bei Fraustadt vorerst Schluss sein mit dem Gezänk. Es wurde der Altranstädter Friede beschlossen, der auch ewige Freundschaft beinhalten sollte. 

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Das “Friedenszimmer” hat was von einer Puppenstube.

Leider hielten es die Herrscher von damals schon für unnötig, sich an Versprechungen oder Verträge zu halten und die ewige Freundschaft währte nur bis 1709. Diesem Beispiel folgen Politiker bis heute.

Doch dieses einzigartige Dokument kann noch immer im Schloss begutachtet werden. Der Raum, in dem er einst unterzeichnet wurde, ist als Friedenszimmer von Altranstädt wieder hergerichtet worden.

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So in etwa soll er ausgesehen haben, der Platz an dem das Friedensdokument unterzeichnet wurde.

Auch viele andere Räumlichkeiten sind dem Stil des frühen 18. Jahrhunderts nachempfunden. So können sich selbst die jüngsten Besucher ein anschauliches Bild von den Lebensbedingungen machen. Lebendig wird die Geschichte allerdings durch die Mitglieder der Fördervereins. Sie organisieren Veranstaltungen und bewahren die Historie der Gemeinde.

Schloss Altranstädt – heute mehr als ein Museum

Was mir neben dem geschichtlichen Aspekt besonders positiv aufgefallen ist, ist die Nutzung des Schlosses für kulturelle und gesellschaftliche Zwecke. In einigen Räumen finden regelmäßig Galerien und Kunstausstellungen statt. So haben regionale Künstler die Möglichkeit, ihre Werke in angemessener Weise in einem besonderem Ambiente zu präsentieren. Natürlich bietet sich die Schlosskulisse auch für Brautpaare geradezu an. Ein Highlight ist zudem das alljährliche Schlossfest im Herbst.

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Unterhaltung im Schlosshof

 

Für wen eignet sich Schloss Altranstädt als Ausflugsziel?

Wer in Leipzig oder im Leipziger Neuseenland Urlaub macht, sich für Ortsgeschichte interessiert und noch ein weiteres Häkchen auf der Liste der 821 sächsischen Schlösser machen möchte, der ist im Schloss Altranstädt gut aufgehoben. Kinder werden besonderen Spaß am Zinnfigurenkabinett haben. 

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Anschauen und entdecken im Zinnfigurenkabinett.

Für einen ganzen Tagesausflug ist das Schloss etwas zu klein. Ich würde es mit einem Ausflug zum nahegelegen Kulkwitzer See verbinden. Dort kann man neben dem Badevergnügen auch Essen gehen, picknicken oder ganz sportlich mit Skates am See entlangrauschen. Natürlich ist auch Leipzig nur einen Katzensprung entfernt und für die  Shoppingqueens gibt es gleich um die Ecke das Nova Eventis.

Das Schloss Altranstädt ist von April bis Oktober immer sonntags und an Feiertagen von 14-17 Uhr  geöffnet.